Als jemand, der im selben Jahr wie die Baureihe 126 das Licht der Welt erblickte ist, eine Infizierung mit dem “S-Klasse Virus” mehr als reine Schlussfolgerung. Meine erste eigene S-Klasse bekam ich mit 4 oder 5 Jahren, ein ehemaliger Geschäftswagen der Firma SIKU, blaumetallic und einfach nur toll. Auch als Kind bekommt man bereits mit, welch gesellschaftliche Stellung solch ein Wagen inne hat, wer mit so einem Wagen fährt bzw. gefahren wird; das waren der Kanzler, der damalige Mercedes-Benz Boss Werner Niefer und eben alle wichtigen Chefs – als Kind nimmt man das ja bekanntlich nicht ganz so genau.
Und auch bei meinen alltäglichen Spielen mit den kleinen Autos war es ganz so wie ich mir das vorstellte, der Chef im blauen 500SE hatte Vorfahrt und konnte auch den Stau oder die Polizeiabsperrungen einfach passieren.
Ich bewunderte immer die großen und geräumigen SEL-Modelle der Baureihe 126, Dank des fast obligatorischen und alle paar Wochen vollzogenen Mercedes-Händler Besuchs mit meinem Vater, war ich stets über die aktuelle Entwicklung im Bilde. Damals herrschte in den Autohäusern mit dem Stern noch eine ganz andere Aura, irgendwie war es eine Mischung aus Respekt und Ehrfurcht die einen begleitete.
Die erste neue S-Klasse die ich von Anfang an begleiten konnte war die Baureihe 140 – nie werde ich vergessen wie mein Brief den ich damals nach Stuttgart schickte, prompt vom damaligen Büroleiter Prof. Niefers – Herrn Renschler – beantwortet wurde. Man schickte mir im April 1991 einen großen Prospekt zur neuen S-Klasse sowie ein kleines Werbemodell des 600SEL mit V12-Motor. Für mich als größten, kleinen Mercedes-Fan war es das Höchste!
Im Herbst 1991 fuhr ich mit meinem Vater einen 300SE zur Probe – natürlich nahm ich nur auf dem Beifahrersitz Platz – es war beeindruckend wie leise der Wagen war, oder aber die grünen und roten Kontrolllämpchen am äußeren Türgriff die der Infrarot-Fernbedienung dienten. Einfach das Auto schlechthin! Leider konnte oder wollte sich mein Vater damals einen solchen Wagen nicht leisten – es blieb also beim Schwärmen meinerseits.
Als ich im Sommer 1997 meinen Führerschein machte und die ersten Kilometer mit (m)einem saharagelben W123 zurücklegte, da wusste ich endlich was es wirklich bedeutet einen Mercedes zu fahren, mein ganzer Stolz – Golf kann doch jeder habe ich mir nur gedacht!
Wie Weihnachten und Ostern zugleich war es damals immer wenn ich den Schlüssel zum S320 meines Vaters bekam – denn auch er konnte nicht lange der Anziehungskraft des W140 widerstehen.
Im Dezember 1999 war es dann endlich soweit – es trat etwas in mein Leben was ich zuvor nie für möglich gehalten hätte: meine erste eigene, richtige S-Klasse!
Erste Hand war ein Kölner Professor, der den anthrazitfarbenen 300SE im April 1988 bei der Niederlassung Köln in Empfang nahm. Er wiederum mochte den Über-Mercedes W140 nicht sonderlich – an dieser Stelle sei gesagt: ein Glück für mich! Denn hätte der er den W140 genauso gemocht wie ich, so wäre der 300SE sicher einige Jahre zuvor bereits gegen ein neues S-Klasse Modell eingetauscht worden. So jedoch wartete er auf den Nachfolger-Typ W220 und ich kam im zarten Alter von 20 Lenzen zu einer gerade einmal knapp 12 Jahre alten S-Klasse.
Dass ich diesen Wagen auch noch im Jahr 2012 besitzen würde stand für mich am Anfang gar nicht mal fest.
Mit der Zeit wurden wir ein eingeschworenes Team, der Dreiliter-Wagen und ich. Wir lernten im Laufe der Jahre bei vielen Treffen hier und dort immer neue und interessante Menschen kennen. Bestes Beispiel hierfür ist mein Kumpel Johannes Schlörb, seines Zeichens Eigner eines nautikblauen 560SEL für den er als Hommage einen kleinen Blog auf die Beine stellte. Und so kam es wie es kommen musste – seit Ende 2007 betreiben wir zusammen “www.fuenfkommasechs.de” und kümmern uns um die S-Klassiker der Achtziger Jahre, aber auch um deren Vorgänger- und Nachfolger-Baureihen.
Eine neue S-Klasse verliert ja nicht ihren Reiz, nur weil man generell mehr auf altes Blech steht, ganz im Gegenteil. Jede neue S-Klasse hat dieses Magische, ihren besonderen Reiz den eben nur eine S-Klasse verkörpert. Und dies auch im Jahr ihres 40. Geburtstages!
Wobei man hier ganz klar sagen muss: nicht die S-Klasse an sich wird in diesen Tagen 40 Jahre alt, sondern vielmehr die Bezeichnung als Solche. Denn besondere, große Repräsentations-Limousinen laufen schon viel länger von den Bändern in Sindelfingen. Jedoch erst im Oktober 1972 mit Präsentation der Baureihe 116 wurden diese Fahrzeuge auch offiziell zur “S-Klasse” gemacht.
Derzeit gibt es wieder eine S-Klasse, die noch während ihrer Produktionszeit als klassisch und zeitlos gelten darf. Mit der Baureihe 221 ist Gorden Wagener ein wirklich toller Entwurf gelungen, dies belegen auch die Verkaufszahlen dieses mittlerweile im 7. Produktionsjahr befindlichen Modells – auch wenn jüngste Meldungen etwas anderes berichten mögen. Am Ende des Tages wird ausgezählt und da wird der W221 bemessen seiner Produktionszeit das erfolgreichste S-Klasse Modell sein und den bisherigen Statthalter W126 abgelöst haben.
Doch man merkt auch die Spannung, die in der Luft liegt – besonders als großer Fan der S-Klasse. Man weiß dass in spätestens einem halben Jahr die neue S-Klasse die Bühne betreten wird.
So oder so ähnlich muss es sich auch 1978 angefühlt haben, ein Jahr vor Präsentation des W126, meiner S-Klasse. Mag sich verrückt lesen, aber als Fan ist man da anders – in unseren Adern fließt Benzin!
Als jemand, der die S-Klasse seit 33 Jahren begleitet, lebt man so etwas. Es ist fast wie die Vorfreude als Kind auf den Heiligen Abend. Ich bin gespannt was da noch alles kommen wird.
Herzlichen Glückwunsch S-Klasse!